Am Samstag den 16.09. 2023, um 8.00 Uhr begaben sich vom Erzgebirgszweigverein aus Zwönitz 20 Heimatforscher wieder einmal auf eine Ganztagestour nach Nordböhmen zu unseren unmittelbaren Nachbarn im Süden angrenzend. Die Tour war vom Vorsitzenden der Heimatforscher Bernd Goldhahn und dem Vors. des EZV Zwönitz Bringfried Leichsenring akribisch vorbereitet. Nach der Erzgebirgsüberquerung über den ehemaligen Preßnitzer Pass (794 m), wo vor hunderten von Jahren die Alte Salzstraße von Halle nach Prag führte und der Steilabfahrt erreichten wir Brunerov (Brunnersdorf) mit dem Braunkohlenkraftwerk. Von hier aus nimmt die erzeugte Energie auch in einem weit verzweigten Freileitungssystem in Nordböhmen den Weg zu uns nach Deutschland. Der erste Punkt unserer Tour war in Kadan (Kaden). Der angemeldete Besuch des Kloster`s der Vierzehn Nothelfer in Kadaò ist ein ehemaliges Franziskanerkloster in Tschechien. Das Kloster gehört zu den Nationalen Kulturdenkmälern Tschechiens. Die Geschichte des Franziskanerklosters der Vierzehn Nothelfer geht auf eine 1469 erstmals erwähnte Kapelle zurück, an die 1473 die ersten Franziskaner ein provisorisches Gebäude anbauten. 1480 wurde die Kirche mit drei Schiffen eingeweiht. Die Kirche war die letzte Ruhestätte der Herren von Lobkowicz. Nach dem ruhigen 19. Jahrhundert mussten die Franziskaner während des Zweiten Weltkrieges das Kloster der deutschen Wehrmacht überlassen. 1950 wurde das Kloster geschlossen und erst nach dem Fall der kommunistischen Regierung wurde es von 1991 bis 1994 von einigen Franziskanern weiterbetrieben. Danach wurde das Gebäude dem Bistum Leitmeritz abgetreten. Das Bistum vermietete das Klostergebäude 1995 der Stadt Kadan. Welche die Sanierungsarbeiten einleitete und danach hier das Städtische Museum unterbrachte. Das Kloster ist heute ein Nationales Kulturdenkmal. Von den Eindrücken der Besichtigung noch überwältigt, ging es in Richtung Louny (Laun). Rechtsseitig das Dupauer Gebirge und links in der Ferne das böhmische Mittelgebirge. Unsere Agrarexperten würden sich die Äcker wünschen, welche hier in Böhmen sehr fruchtbar und ertragreich sind. Deshalb wächst auch in diesem Gebiet um Zatek (Saaz) eine hervorragende Hopfensorte für das Aroma des Böhmischen Bieres. Ausgrabungen im östlichen Gebiet der Stadt zeigten, dass sich dort eine keltische Ansiedlung befand. Später siedelten sich Markomannen in dem Gebiet der heutigen Stadt an. Ausgrabungen sowie Fundstücke belegen ihre Ansiedlung. Die ersten Nachweise einer slawischen Besiedlung stammen aus dem 6. Jahrhundert. Louny wurde erstmals 1088 in einem Besitzverzeichnis des Königs Vratislav I. aufgeführt. 1115 wurde die Stadt, als Eigentum des Klosters Kladruby erwähnt. 1186 wurde die Stadt in einem Dokument des Fürsten Friedrich aufgeführt. Die Königsstadt wurde von Pøemysl Ottokar II. in den 1260er Jahren östlich der ursprünglichen Siedlung gegründet. Die Stadt befand sich an den Handelswegen von Prag nach Dresden und von Nürnberg nach Dresden. Während der Hussitenbewegung war die Stadt einer der Rückhalte der Hussiten, wobei in dieser Zeit viele katholische Einrichtungen, wie ein Kloster in der Stadt, zerstört wurden. Der verbliebene historische Stadtkern ist trotz der vielen Brände und Zerstörungen der Vergangenheit erhalten geblieben. Dafür Beispielgebend ist die guterhaltene Stadtmauer mit einem herrlich, der mittelalterlichen Baukunst repräsentierenden Stadttor. 1813 während der Schlacht von Dresden war Louny eine Lazarettstadt. Vornehmlich wurden in Louny die Soldaten und Offiziere des russischen Zaren behandelt. Da auch Reisen hungrig macht, wurde mit einem reichhaltigen schmackhaften Mittagessen im Hotel „Salanda“ pausiert. Ein Besuch des jüdischen Friedhofes beendete unseren Aufenthalt in Louny. Überrascht hat uns auf diesem Friedhof, dass die Gräber akkurat in Reih und Glied angelegt waren. Wir haben da schon jüd. Friedhöfe in anderer Ansicht gesehen. Das Gebiet in der Umgebung von Prag war bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt. Der nächste Halt war in Zatec (Saaz) Die fruchtbare Landschaft der Saazer Ebene war seit frühester Zeit besiedelt. Prähistorische Funde aus dieser Gegend, die im Saazer Regionalmuseum gezeigt werden, belegen dies, sie sind heidnisch, ohne Datierung und ordnen sich in die Geschichte Böhmens ein. In historischen Quellen liegt für 1004 die erste Erwähnung als (lateinisch) Urbs Satzi in der Chronik des Thietmar von Merseburg vor, als der deutsche Kaiser die slawische Burg von der polnischen Besetzung befreite. Die Stadt wurde 1265 zur Königsstadt in Böhmen erhoben und war im Mittelalter eines der wichtigsten Verwaltungszentren des Königreich Böhmen. Vom 15. Jahrhundert bis zum Revolutionsjahr 1848 war Žatec Sitz eines der 16, später 12 böhmischen Kreise. Diesem Saatzer Kreis (Žatecký kraj) wurde von 1714 bis 1751 der westlich benachbarte Elbogener Kreis (Loketský kraj) angegliedert. Ab 1868 hatte sie den Status einer Bezirksstadt des Bezirks Saaz im Königreich Böhmen, von 1938 bis 1945 des Landkreises Saaz des Deutschen Reiches und ab 1945 bis 1960 des Okres Žatec in der Tschechoslowakei. Jedem der den Goldenen Gerstensaft huldigt kommt mit Saaz in Verbindung, hier wächst der beste Hopfen weit und breit. Nach einem Stadtbummel mit dem Besuch der Kirche, wo eine Orgelprobe stattfand, fuhren wir mit unserem Bus des Reisunternehmens „Jordan“ Affalter – Streitwald in Richtung Grenze, jedoch nicht zuvor zu einem Abendbrot im Brauereigasthof „Pivochalupnik“ in Perstejn (Pürstein) einen Halt einzulegen und sich zu stärken. Ein Tipp für Touristen und Wanderer: Das muß man erlebt haben. Bier, Essen, Flair waren top. Fazit der Tour: sie war sehr interessant und ich selbst war von der Sauberkeit der besuchten Städtchen angetan. Über den Kamm des Erzgebirges fuhren wir über Veiprty (Weipert) nach einem schönen interessanten Tag zurück nach Zwönitz, wo wir genau um 22.00 Uhr ankamen. Bevor Schluss ist, ein Dankeschön an unseren Busfahrer und an die Organisatoren Bernd und Bringe. Tschüss bis 2024.

Jürgen Viertel-EZV, 9/2023